L A T A R N I A   M O R S K A  -  K O £ O B R Z E G

 

Der Leuchtturm in Kolberg

Das Licht der Leuchttürme der Vorbote guter Hoffnung, der Albatros ist für die Seeschiffe das Zeichen der Ufernähe und der sicheren, windstillen Rast vor dem weiteren Weg durch Meere und Ozeane.

Ein erstes Navigationslicht brannte in Kolberg bereits im Jahre 1666 auf dem Turm eines
schon damals erbauten Gebäudes der Hafenverwaltung. Das Feuer wurde jedoch immer nur dann entzündet, wenn sich gerade ein Schiff dem Hafen näherte. Erst seit 1866 erstrahlt das Licht des Leuchtturms zu Kolberg Nacht für Nacht. Das Feuer der Fresnel-Lampe hatte eine Reichweite von ca. 5 sm (Seemeilen zu 1852 m). Betrieben wurde sie mit Rapsöl als Brennstoff. Während eines Jahres wurden gut 77 kg Öl verbraucht. Der Leuchtturmwärter mußte darüber wachen, daß das Feuer ohne Unterbrechung brannte, der Ölvorrat nicht zur Neige ging und die Optik nicht verrußte. Dreißig Jahre später, also 1896, wurde die Lichtfarbe des damals noch am Ansatz des östlichen Wellenbrechers stehenden Leuchtturms (an der Stelle des heutigen Hafenmeister-Häuschens) auf Rot umgestellt. Durch den Einsatz einer 250 mm-Linse vergrößerte sich die Reichweite des Lichtes bis auf 6 sm.

Die weitere Geschichte des Leuchtturms in Kolberg ist untrennbar mit dem Schicksal des mächtigen Forts Münde am rechten Ufer der Persante verbunden: 1627 wurde an der Mündung der Persante ein „Blockhaus“ errichtet, dessen Aufgabe der Schutz des Hafens von der Seeseite war. Die Befestigungen wurden 1709 durch einen schweren Sturm zerstört. Anstelle der zerstörten Befestigungen wurde noch im gleichen Jahr eine Schanze erbaut, die später Zeuge der schweren Belagerungskämpfe von 1758-1761 wurde. Besonders schwere Artilleriekämpfe fanden 1761 während der dritten Belagerung statt, als die russisch-schwedische Flotte mit ihren 50 Schiffen durch die Ufer-Artillerie bekämpft wurde. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges hat Friedrich der Große enorme Geldsummen den für Ausbau und die Modernisierung der Kolberger Festung bestimmt. Das „Münderfort“ spielte für die Verteidigung der Stadt von der Seeseite eine Schlüsselrolle.

1770-1774 wurde anstelle der vorherigen Befestigungen ein rundes Fort mit starken Mauern erbaut. Auf dessen oberer Plattform befanden sich die Kanonen, durch die ein „Verteidigungsschirm“ über den gesamten Hafen ausgebreitet werden konnte Während der Modernisierung in den Jahren 1832-1836, durch die das Fort seine endgültige Gestalt erhielt, wurde die Mauer durch eine zusätzlichen Ziegellage verstärkt sowie die Schutzwand der Schanze errichtet, die bis heute erhalten geblieben ist.

Im Inneren des Münderforts befinden sich drei Stockwerke. In dem tiefsten, unterirdischen, waren Lager für Schießpulver, Munition und Nahrung eingerichtet. Erwähnenswert ist der bis heute bestehende Trinkwasser-Brunnen. Der mittlere Saal, heute ein Café, war für die Mannschaft vorgesehen, der obere Saal sowie die Terrasse dienten als Feuerstellungen für die Artillerie. Außerdem war die Terrasse mit einer Erdhaube bedeckt, die als Kugelfang diente. 1873, nach dem deutsch-französischen Krieg, verlor Kolberg seinen Status als Festung. Es folgte eine Entmilitarisierung, und als Folge daraus verlor auch das Münderfort an Bedeutung.

Im Jahre 1899 wurde auf der Schanze des Forts eine Lotsenstation errichtet - zunächst in einer leichten Fachwerk-Bauweise, die sich im Verteidigungsfall einfach und schnell hätte abbauen lassen. An der süd-westlichen Seite der Station schloß sich ein 25 m hoher Leuchtturm an. Das gesamte Gebäude mit seiner dunklen, braunen Fachwerk-Konstruktion war von einem Schindeldach bedeckt. Das Licht dieses Leuchtturms befand sich in einer Höhe von 14 m und hatte eine Leuchtweite von 8 Seemeilen.

In dieser Form stand das Bauwerk dort bis 1909, als anstelle der Fachwerk-Konstruktion schließlich ein massives Ziegelgebäude errichtet wurde. Der neue, achteckige Leuchtturm, aufgebaut an der gleichen Stelle wie sein Vorgänger, hatte nun eine gelbe Fassade. Sein Gas- und Glühlicht befand sich in einer Höhe von 25 m ü. M. (12 sm Reichweite). Dieser Bau überstand die Zeiten bis zu den letzten Tagen der Kämpfe um Kolberg 1945.

Während der Kämpfe um Kolberg befand sich im Münderfort die Kommandostelle des Hafenkommandanten. Am 13. März 1945 wurden auf seinen Befehl hin Lotsenstation und Leuchtturm gesprengt, da sie einen ausgezeichneten Orientierungspunkt für die gegnerische Artillerie bildeten, die den Hafen und die Persante-Mündung beschoß. Am 18. März um 6:00 Uhr wurde der Kolberger Hafen eingenommen. Noch am gleichen Tag hat man nahe am Fort, das später zur Grundlage des neuen Leuchtturmes werden sollte, die „Vermählung mit dem Meer“ vorgenommen und einen Feldgottesdienst abgehalten. Um dem Leuchtturm herum wurden auf einem Soldatenfriedhof zahlreiche Gefallene begraben, die während der Kämpfe um Kolberg ums Leben gekommen waren. Später, am 27. April 1963 fanden sie auf dem Soldatenquartier des städtischen Friedhofs ihre letzte Ruhestätte. Direkt nach Beendigung der Kämpfe wurde mit dem Bau des neuen Leuchtturms begonnen.

 

Es wurde entschieden, den neuen Leuchtturm direkt auf dem Gewölbe des Forts zu errichten. Die Mauer des Turms wurde aus Abbruch-Ziegeln errichtet und mit roten Verblendziegeln versehen. Die Leuchtturm-Krone bildete eine kleine Galerie, auf deren Spitze ein großer roter Stern als Navigationslicht angebracht war. Infolge zahlreicher Proteste aus Seefahrerkreisen wurde dieser jedoch nach kurzer Zeit wieder beseitigt und durch ein genormtes Navigationslicht ersetzt.

1979 hat das Seeamt als damaliger Objektherr mit einer gründlichen Überholung des Leuchtturmes begonnen. Die Holztreppe wurde durch Stahltreppen ersetzt, die Turmkrone verändert und eine neue Optik eingebaut: Die neue Anlage, Modell PRB-21, ging am 29. Juli 1981 in Betrieb und strahlt bis heute. Sie besteht aus 20 Birnen zu 200 Watt bei 30 Volt - zwei Stück in jedem Segment der fünfeckigen Anordnung.

Zwei dieser Anordnungen sind - um 36° gegeneinander versetzt - übereinander montiert, wodurch insgesamt ein Zehn-Eck entsteht. Das Ganze ist auf einem drehbaren Tisch aufgebaut, der zwei Umdrehungen pro Minute vollführt. Auf diese Weise kommt das charakteristische Lichtsignal zustande: Zwei Sekunden Lichtstrahl - eine Sekunde Pause. Die Reichweite des Lichtes beträgt 16 sm (29,6 km). Das Aussehen des Leuchtturms ist seither unverändert geblieben.

1945 errichtete man den neuen Leuchtturm mit dem Gedanken, damit zwei Funktionen zu erfüllen: Als Navigationspunkt - und als Denkmal zur Ehre der Gefallenen der Kämpfe um die Stadt. Die in die Fassade des Objektes eingelassen Embleme und eine Gedenktafel halten dieses Ereignis fest.

Heute ist der Leuchtturm auch eine Touristen-Attraktion und ein Aussichtspunkt. Man kann den Turm besichtigen, themenbezogene Ausstellungen anschauen sowie von der Aussichtsplattform den Blick auf die Stadt und ihre Umgebung genießen. In dem ehemaligen Mannschaftssaal befindet sich heute eine Taverne, die zugleich Sitz des Musikklubs ist, ein Ort für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte sowie Unterhaltungs- und Bildungsprogramme zu nautischen Themen für Kinder und Jugendliche.

 

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